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Wenn die Freude am Handeln leitend ist

Interview mit dem Vorsitzenden des Vorstandes Dr. Heinz-Jürgen Scheid

 

Waldbreitbach. „Es ist doch die schönste Sache, wenn man Freude an dem hat, was man tun soll in der Welt.“ Was seinerzeit Jeremias Gotthelf schrieb, ist zwar nicht gerade das Lebensmotto des 57-jährigen neuen Kopfes an unserer Unternehmensspitze, beschreibt jedoch ein leitendes Handlungsmotiv, auf das ihn seine Mutter einst aufmerksam machte. Seit 1. April ist Dr. Heinz-Jürgen Scheid Geschäftsführer der Marienhaus Holding GmbH und seit 1. Juni 2015 hat er den Vorsitz des Vorstandes der Marienhaus Stiftung von Schwester M. Basina Kloos übernommen.

Für Schwester M. Basina Kloos war es wichtig, Sie als ihren Nachfolger persönlich in den Einrichtungen vorzustellen. Wie haben Sie die ersten Wochen im neuen Amt erlebt?
Es waren schon sehr gefüllte, sehr termindichte Wochen, aber es war eine sehr schöne Erfahrung und ein guter Start, gemeinsam mit Schwester Basina die Einrichtungen zu besuchen. Ich habe viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennengelernt und das ist mir wichtig, denn die Menschen prägen unsere Einrichtungen.
Ich gewinne aus zahlreichen anderen Perspektiven (als damals z. B. der des Aufsichtsrates) viele Informationen. Ich denke dabei gerne an die Eindrücke, die ich bei größeren Veranstaltungen habe machen dürfen, wie z. B. beim Chefärztekongress, den Sitzungen mit den Krankenhausoberinnen, den Pflegedienstleitungen oder mit vielen Leitenden der Marienhaus Senioreneinrichtungen GmbH anlässlich des Austausches zum diakonischen Leitungsverständnis. Prägend waren für mich aber auch die vielen Einzelgespräche und die Begegnungen, die sich bei den Besuchen in den Einrichtungen ergeben haben. Ich habe die Gespräche offen, freundlich und in guter Atmosphäre erlebt, vielleicht auch mit etwas Neugierde auf meine Person (lacht) und vor allem mit großer Wertschätzung für Schwester Basina.
Da wir ein sehr großer und weitläufiger Träger sind, haben wir es noch nicht geschafft, jedes Haus zu besuchen. Ich werde daher im Sommer die Besuche bei den Einrichtungen fortführen.

Gab es für Sie in den Einrichtungen denn überraschende Momente, Dinge, die Sie sich anders vorgestellt hatten?
Ich habe mich natürlich auch auf jeden Besuch in der jeweiligen Einrichtung vorbereitet. Nein, wirkliche Überraschungen in dem Sinn gab es für mich nicht. Aber es war für mich schon sehr erfreulich festzustellen, dass wir ein hohes Engagement der Mitarbeitenden in allen unseren Einrichtungen haben. Das freut mich sehr!
Es gibt natürlich auch Baustellen und deshalb haben wir nun die Aufgabe, die finanzielle Kraft zu finden, die notwendigen Investitionen anzugehen, die in vielen Häusern anstehen. Das gilt es jetzt Schritt für Schritt anzugehen und sehr konsequent umzusetzen. Das richtet den Fingerzeig natürlich auch auf die schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen. Es zeigt sich, dass wir unabhängig davon, uns selbst helfen müssen.
In einer Reihe von Einrichtungen wird ein Startschuss im Investitionsbereich dringend herbeigesehnt. Das bewegt sich in einem Spannungsfeld einer Erwartungshaltung einerseits und einer Kooperationsbereitschaft konstruktiv mitzuwirken andererseits, um das Unternehmen nach vorne zu bringen. Das empfinde ich als sehr positiv in den Gesprächen, denn es spricht für die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Träger und dem christlichen Anspruch, der bei uns vermittelt und gelebt wird.

Haben Sie sich für die nahe Zukunft große oder kleine Ziele gesetzt, um das Unternehmen nach vorne zu bringen?

Ja, wir müssen an dem klaren und  eingeleiteten Kurs weiter festhalten. Das bedeutet für mich, dass wir an einigen Baustellen rasch weiterkommen müssen. Bei den notwendigen Investitionsvorhaben will ich nur den Neubau des Bettenhauses in Neustadt, die Sanierung bzw. den Neubau der OPs in Saarlouis und Bitburg sowie die Fortsetzung der Baumaßnahmen in Neuwied und im Altenhilfebereich den beschlossenen Ersatzneubau in Morbach erwähnen. Hier gilt es, möglichst rasch einen zeitlichen Fahrplan festzulegen und einen Gesamtfinanzierungsplan zu entwickeln. Ich hoffe, dass es uns gelingt, noch in diesem Jahr die Weichen hierfür zu stellen. Nur auf einer soliden wirtschaftlichen Grundlage können wir die nötigen Investitionen angehen.
Ein weiteres ganz wichtiges Thema ist das der Integration der ctt. Ich bin froh, dass sich Schwester Basina im Vorstand der Hildegard-Stiftung hierzu weiter engagieren wird. Sie sehen, wir haben eine große und gemeinsame Agenda.

Eine so große Agenda lässt sich sicher nur gemeinsam bearbeiten. Gibt es denn Erwartungen, die Sie an die Mitarbeitenden und an die Führungskräfte haben?
Wichtig ist mir ein konstruktives Miteinander und die Bereitschaft, dass wir uns im Hinblick auf die Herausforderungen auch auf Veränderungen einstellen. Das alles erkenne ich aber an der Motivation, dem Engagement und der Bereitschaft vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Zukunft zu gestalten. Wir sind nur gemeinsam stark und deshalb müssen wir die Dinge gemeinsam voranbringen. Ich halte es für ganz wichtig, dass wir als Gemeinschaft denken und dabei die gemeinsamen Ziele vor Augen behalten.
Das entspricht auch unserem Selbstverständnis als christlicher Träger: Wir müssen die Menschen im Blickfeld behalten. Das betrifft zunächst die Menschen, die zu uns in die Einrichtungen kommen und sich uns anvertrauen: kranke, alte, junge, hilfebedürftige, aber auch sterbende Menschen. Dass wir uns für sie engagieren können, ist nur möglich, wenn wir auf einem wirtschaftlich soliden Fundament stehen. Daran müssen wir gemeinsam weiterarbeiten.
Im Blick zu halten sind aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gemeinsam mit den Führungskräften müssen wir dafür sorgen, dass sie sich auf uns verlassen können. Damit meine ich nicht nur wirtschaftliche oder existenzsichernde Fragestellungen. Neben trägerinternen haben wir vor allem auch gesellschaftspolitisch große Veränderungen vor uns. Ich denke an den demografischen Wandel, der übrigens nicht irgendwann kommt, sondern längst schon da ist. Das stellt uns vor die Herausforderung, dass wir gleichermaßen für die schon länger im Berufsleben stehenden „älteren“ Mitarbeiter, als auch für den immer schwieriger zu gewinnenden Führungskräftenachwuchs ein attraktiver Dienstgeber sein müssen. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, dass es für die Mitarbeitenden einfach eine Freude ist, bei der Marienhaus tätig zu sein.

Mit Blick auf Ihre Vita ist es natürlich naheliegend zu fragen, welche Erwartungen Sie an die Politik und Gesellschaft haben und wie lassen sich diese formulieren?

Meine Erwartungen an die Politik sind klar, bei allem Verständnis für die finanziellen und wirtschaftlichen Zwänge, die letztlich auch die politischen Rahmenbedingungen mitbestimmen. Es ist schon so, dass wir uns die Frage stellen müssen: Was ist unserer Gesellschaft eine gute medizinische Versorgung, eine gute Versorgung im Alter wert? Und dafür müssen auch die notwendigen finanziellen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Große Sorgen bereiten uns als Flächenversorger derzeit die geplanten Gesetzesvorhaben auf Bundesebene. Auch kleine Krankenhäuser im ländlich-strukturierten Raum müssen eine Perspektive haben und noch mehr: die medizinische Versorgung muss für die Bevölkerung auch und gerade im ländlichen Raum gewährleistet bleiben. Als großer Träger werden wir da unsere Stimme erheben und klare Botschaften senden.

Eine solche klare resümierende Antwort würde mich am Schluss des Interviews auf meine Frage freuen: Wie geht es Ihnen nach den ersten Wochen?
In den ersten Wochen war ich sehr viel unterwegs, jetzt werde ich zunächst alle Eindrücke einordnen. Besonders gut gefällt mir die Vielseitigkeit der neuen Aufgabe, unmittelbar mit Menschen für Menschen aktiv zu sein. Wenn Sie also wissen wollen, wie es mir geht, dann kann ich Ihnen sagen: Mir geht es sehr gut und ich gehe jeden Morgen mit viel Freude ans Werk.

 

Das Interview führte Dr. Claudia Gerstenmaier.